Kirche St. Gorgonius Goldenstedt

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Kontaktdaten

Pfarrkirche St. Gorgonius
Hauptstraße / Kirchstraße
49424 Goldenstedt

Küsterin:
Claudia Engelmann
Telefon: 04444/2463

Geschichte - Pfarrkirche St. Gorgonius Goldenstedt

Goldenstedt - Pfarrkirche St. Gorgonius    Die Missionierung der Gemeinde Goldenstedt hat vielleicht schon im 11. Jahrhundert vom Süden her begonnen. Der Patron St. Gorgonius verweist auf das Bistum Minden, das im 9. Jhdt. mit Reliquien auch das Patronat des hl. Gorgonius übernahm, und dieses Bistum reichte bis Twistringen, ca 15 km von Goldenstedt entfernt. Später, mit dem Mission-Zentrum Visbek, ging die Herrschaft auf das Kloster Corvey über.

Vor der jetzigen Kirche gab es mehrere Steinbauten und am Anfang - so ist anzunehmen - eine Holzkirche. 1908 - 1910 fand der Bau der jetzigen Pfarrkirche statt, der eine nicht sehr anschauliche und kleine Kirche ablöste. Initiator der neuen Kirche war zunächst die Fam. Hillen, die damals einen Hof und eine kleine Firma besaß. Es war in der Zeit des Pfr. Krapp, aus Steinfeld gebürtig, und des Vikars Dumon, ein Herz-Jesu-Pater, der später in die Mission nach Südafrika ging und dort Bischof wurde.

Der Vikar bat den Bischof von Münster um ein neuen Patrozinium: Herz-Jesu. Die abschlägige Antwort war: "Was hat der hl. Gorgonius denn verbrochen, daß die Gemeinde ihn nicht mehr haben will?"

Die Pfarrkirche wurde von einem Architekten Flügel aus Bremen gebaut im neugotischen Hallenstil. Ihre Größe 60 m Länge und bis zu 30 m Breite, mit einem Volumen von zeitweilig 900 Sitzplätzen, sollte einer industriell aufstrebenden Gemeinde Platz und Ansehen verleihen. Allerdings wurden die Erwartungen enttäuscht. Und außerdem baute sich die Bauerschaft Ellenstedt einige Jahre später eine eigene Kirche.

Im Mittelalter (ca. 1540) zog die Reformation auch in Südoldenburg ein. Pfarrer und Gemeinde waren fortan lutherisch bis 1613. Als die Kreise Vechta und Cloppenburg (mit weiteren Gebieten) 1613 an das Bistum Münster fielen, machten die Herren von Diepholz Rechte auf die Konfessionsbestimmung in Goldenstedt geltend, weil sie in diesem Bereich eine Reihe von Höfen gekauft hatten und sich nun als Herren der Gemeinde sahen.

Daraufhin gab es harte Auseinandersetzungen zwischen dem Bischof von Münster einerseits und der Herrschaft der Grafen von Diepholz andererseits (die bald als Erbschaft auf die Grafen von Lüneburg überging).

1616 wurde von letzteren die Kirche in Goldenstedt völlig zerstört. Der ev. Pastor Eckholt verblieb in Goldenstedt. Münster schickte darauf einen kath. Pfarrer Joducus Funck von Lutten nach Goldenstedt. Als dieser in seiner neuen Gemeinde betrunken ankam, jagten ihn die Goldenstedter mit Steinen zurück.

1616 wurde ein weiterer kath. Pfarrer Wernsing mit bewehrter Mannschaft, also mit Waffengewalt, in Goldenstedt als Pastor eingeführt. Darauf folgte die erwähnte Zerstörung der Kirche. In Goldenstedt wurde fortan für Jahrzehnte auf den Kirchentrümmern ein Gottesdienst gefeiert von Franz.-Patres aus Vechta.

In dieser Zeit wurde zwischen Katholiken und Protestanten in Gastrup ein Vertrag erarbeitet, der sog. "Gastruper Rezess." Er wurde gegenseitig anerkannt, obwohl es offensichtlich nie eine kirchenoberliche Genehmigung gegeben hat.

Vorgesehen und in Kraft trat ein sog. Simultaneum mixtum, d. h. getrennte Konfession mit einem gemeinsamen kath. Gottesdienst, bei dem über Generation die Fam. Harmann Wessel den ev. Küster und Organisten stellte.

Das Sim. mixtum wurde nach 200 Jahren, 1850 aufgelöst, als die ev. Christen eine Kirche bauten und eine selbständige Gemeinde bildeten. Der damalige kath. Pfarrer, der derzeitige Dechant Voigt bedauerte das mit dem Hinweis, man habe sich doch ganz gut vertragen.

Ernsthafte ökum. Bemühungen gab es erst in der 70er Jahren des 20. Jhdt. Sie haben inzwischen viel gegenseitiges Verständnis und gemeinsame Gespräche und Gottesdienste hervorgebracht -

Aus der Pfarrkirche, die vor dem Neubau 1908 - 10 abgerissen wurde, kamen einige wertvolle Gegenstände in die neue Kirche.

Dazu gehörte zunächst ein romanischer Taufstein, der aber verloren ging. 12 Öl-gemälde, von einem westfäl. Künstler Rinkrath erstellt, gingen zum Teil verloren, wurden verkauft und verfielen mit der Zeit. Übriggeblieben sind 4 Gemälde, die jetzt im Seitenschiff hängen (unter ihnen die Darstellung der Auferstehung, die einzige dieser Art, die sich von vielen Schmerzens,- Leidens- und Sterbeszenen unterscheidet). Steinerne Apostelfiguren aus Westfalen stehen ebenfalls im Seitenschiff. Eine Marienstatue - Pieta - steht am Anfang des Chorbereiches. Sie ist aus Holz erarbeitet im Stil des Manirismus. Der Restaurator hat seinerzeit 12 Übermalungen mit der Pinzette abgetragen. Ihre Farbgebung in Rot und Blau entspricht den üblichen Farbgebungen bei einer Muttergottesdarstellung.

Die Fenster wurden von der Firma Derix in Düsseldorf erstellt. Sie geben die Seligsprechungen wieder und gleichzeitig eine Reihe von Heiligengestalten.

Ein alter Gorgonius-Altar mit dessen figürlicher Darstellung wurde beim Neubau durch einen anderen (mit 75 Figuren) ersetzt. Er wanderte in der Gemeinde auf einen Hausboden. Als in Nikolausdorf (Oldb.) eine neue Kirche gebaut wurde, holten ihn die Gläubigen in den verbliebenen Einzelteilen, stellten ihn in ihrer Kirche auf und restaurierten ihn Ende des 20. Jhdts. zu einem Prachtstück.

Die Holzdarstellung der ´Immerwährenden Hilfe´(Maria) wurde in die neue Kirche übernommen. Vor ihr haben vor allem in den beiden Weltkriegen vornehmlich Mütter und Bräute geweint und gebetet.

Nach der liturgischen Reform durch das 2. Vatikanische Konzil wurde die Pfarrkirche gründlich restauriert (1972 - 73). Der alte Hauptaltar blieb stehen (als Ritable) mit dem Tabernakel. Vom Bildhauer Brandenburg (aus Berlin) wurde der Altarraum völlig umgestaltet. In der Vierung des Chorraumes entstand ein neuer Opfertisch, seitwärts umgeben von einem Ambo (rechts) als Lesepult und einem Taufbecken mit der sog. Kredenz (links).

Die Kirche bekam damals einen neuen Anstrich und eine Sprechanlage. Zwei weitere Umgestaltungen geschahen Jahre später, als ein junger Mann die Kirche in Brand steckte.

Des weiteren entstand im alten Heizraum (gegenüber der Sakristei) eine sog. Werktagskapelle. Sie enthält heute Reste von 2 alten Seitenaltären, die bei der Renovierung abgebaut worden waren, eine fotographische Darstellung der Katakombe an der Via Labicana, wo der hl. Gorgonius begraben wurde, und eine Holzstatue des hl. Antonius von Padua aus der ehemaligen Franziskanerkirche in Vechta (jetzt Simultankirche gegenüber dem Krankenhaus), aus dem Privatbesitz von Pfr. U. Westendorf, der sie der Gemeinde zu seinem 25 jährigen Priesterjubiläum schenkte.

Die alte Kanzel mußte abgebaut werden, kam in Diözesanbesitz und dient jetzt in einigen Gemeinde als Ambo (3. Kneheim (Oldb.) Die Heiligen-Figuren der Kanzel sind unter dem Orgelboden angebracht.

Im Eingangsraum der Kirche erinnern bildliche und schriftliche Darstellungen an den Pfarrpatron St. Gorgonius.

Wer den Kirchenraum betritt, schaut unwillkürlich auf den Altarraum und auf den Tabernakel dahinter. Wer die Kirche verläßt, sieht den König David als Psalmensänger, umgeben von Heiligen. Wer in der Kirche verweilt, kann sich sehr bald in einem ruhigen sakralen Raum wiederfinden, der ausruhen läßt vom Alltag und Besinnung schafft auf Gott hin.