Filialkirche St. Heinrich Ellenstedt

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Kontaktdaten

 

Filialkirche St. Heinrich
Ellenstedter Straße
49424 Goldenstedt-Ellenstedt


Küsterin:
Margret Schillmöller
Telefon 04444/2361

Geschichte - Pfarrkirche St. Heinrich Ellenstedt

Schon zu Beginn des Jahres 1895 ist erstmalig in der Presse (Oldenburgische Volkszeitung, OV) zu lesen, dass es Überlegungen gibt, in der Ortschaft Ellenstedt eine Kapelle oder, wenn möglich, sogar eine Kirche zu bauen. Der Hauptgrund war damals die lange Wegstrecke von einer Dreiviertelstunde bis zu einer Stunde zur Kirche in Goldenstedt und natürlich der große Wunsch, eigene Gottesdienste in Ellenstedt halten zu können. Im November des gleichen Jahres fand in der damals schon bestehenden Ellenstedter Schule eine sehr gut besuchte Dorfversammlung statt, um über die Gründung einer eigenen Pfarrei zu beraten. Die Opferbereitschaft der Ellenstedter zum Bau eines Gotteshauses war groß. „Wir bauen ja dem Herren selbst ein Haus und wir sind gewiß, daß unser Geld gute Zinsen bringt“, so hörte man in der Versammlung sagen, und auch: „Kirchenbauen bringt keine Armut.“ Das Ergebnis der Versammlung war letztendlich, Kontakt zu den zuständigen Behörden aufzunehmen, um die Genehmigung für die Gründung einer Ellenstedter Pfarrei einzuholen.

Zur gleichen Zeit bestanden auch in Goldenstedt Pläne, hier eine neue Kirche zu bauen. Die heutige St. Gorgonius-Kirche wurde im Jahre 1910 feierlich eingeweiht. Parallel zu den Überlegungen in Goldenstedt liefen auch in Ellenstedt die Planungen für den Bau einer Kapelle oder Kirche weiter. Ein entscheidender Schritt wurde am 27. November 1908 mit der Gründung eines Kapellenbauvereins getan. Zum Vorsitzenden wurde der Zeller Heinrich Meyer gewählt. In der Satzung des Vereins wurde festgeschrieben: „Der Verein hat den Zweck, zum Bau einer Kapelle in Ellenstedt ein Kapital zu beschaffen.“

Weil man in der Finanzierung des Kapellen- bzw. Kirchenbaus eventuell Schwierigkeiten sah, baten die Ellenstedter im Jahre 1912 die Genossenschaft der Priester vom Hl. Herzen Jesu, Missionshaus Sittard in Holland, in Ellenstedt ein Missionshaus mit öffentlicher Kapelle einzurichten, um den Gottesdienst hier abhalten zu können. Dieses Vorhaben wurde aber von den zuständigen Stellen abgelehnt, da bereits in Vechta-Füchtel ein Ordenshaus mit Dominikaner-Ordensleuten bestand.

Nach diesem für die Ellenstedter negativen Ergebnis forcierte der Vorstand des Kapellenbauvereins den Bau eines Gotteshauses in Ellenstedt. Noch im gleichen Jahr gab der Bischöfliche Offizial grünes Licht für die „Einrichtung einer Kapellengemeinde in Ellenstedt“, sofern die Dominikaner aus Vechta einen Gottesdienst im Ort gewährleisten würden. Das war quasi der Startschuss für den Bau einer Kirche in Ellenstedt. Regelmäßige monatliche Sammlungen hatten dazu geführt, dass bereits 1913 genügend finanzielle Mittel für den Kapellenbau vorhanden waren. Die Pläne für die Kapellenkirche – mit ca. 220 Sitzplätzen – entwarf der Bremer Baurat und Architekt Heinrich Flügel, der einige Jahre zuvor auch die Kirche in Goldenstedt gebaut hatte. Als Kosten wurden damals 17.300 Mark veranschlagt, die Hand- und Spanndienste der Bewohner Ellenstedts nicht einbegriffen.

Am 20. Mai 1913 legte der damalige Goldenstedter Vikar Joseph Grote den Grundstein für das neue Ellenstedter Gotteshaus und schon knapp ein halbes Jahr später (am 29. Oktober 1913) wurde die Kirche durch den damaligen Offizial Bernhard Grobmeyer eingeweiht. Kein pompöser Bau, sondern eine kleine, aber feine Kirche – ein festes Fundament für die Gläubigen. Die Gottesdienste wurden von Dominikaner-Patres aus Vechta gehalten. Es ist überliefert, dass die Ellenstedter Kirche nach Fertigstellung den Namen „St. Heinrich“ erhielt, weil von den zwölf Gründungsmitgliedern des Kapellenbauvereins sechs mit Vornamen Heinrich hießen. Das Kirchenpatronat bezieht sich auf den in 1146 gemeinsam mit seiner Gemahlin Kunigunde heiliggesprochenen Kaiser Heinrich II.

Der nächste Schritt auf dem Wege zur Selbstständigkeit der Ellenstedter Kirche erfolge 1921: Es wurde eine Wohnung für einen Geistlichen, ein Pfarrhaus, gebaut (im Jahre 2014 abgerissen). Am 01. August 1921 wurde Ellenstedt zur selbstständigen Kapellengemeinde erhoben. Neun Jahre später, am 01. Dezember 1930, erhielt die Kirchengemeinde den Status einer selbstständigen Pfarrgemeinde.

Die Selbstständigkeit der Kirchengemeinde Ellenstedt bestand exakt 80 Jahre. Das Ende kam jedoch nicht abrupt, sondern es war ein langandauernder Prozess über eine Pfarreiengemeinschaft mit der damaligen Kirchengemeinde St. Gorgonius Goldenstedt (2002), über eine Seelsorgeeinheit mit den Pfarrgemeinden St. Gorgonius Goldenstedt und St. Jacobus Lutten (2005) bis hin zur Zusammenlegung in 2010.

Als Pfarrer wirk(t)en in Ellenstedt St. Heinrich:
- Joseph Uptmoor (1931-1966)
- Alwin Grevenstette (1966-1988)
- Josef Honkomp (1988-1996, Kirchengemeinde St. Antonius Rechterfeld)
- Pater Dr. Rainer-Maria Groothuis (1996-2002)
- ab 2002 Martin Knipper

Die Ellenstedter St. Heinrich-Kirche ist architektonisch eine neugotische Kapellenkirche in Ziegelbauweise. Sie ist vermutlich die einzige Kapellenkirche im Landkreis Vechta, die ihre ursprüngliche Form – eine Giebelfassade mit kleiner vorgestellter Portalhalle – bewahrt hat und nicht durch einen später vorgestellten Turm in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild verändert worden ist. Im Jahre 1974 wurde eine grundlegende Kirchenrenovierung durchgeführt (Dach, Chorraum, Erneuerung der Sakristei).

Bemerkenswert sind die späthistorischen Farbverglasungen in den Kirchenfenstern. Im Rundfenster der Ostseite im Altarraum ist eine Darstellung der Gottesmutter Maria mit dem Symbol des flammenden Herzens vor der Brust. Das Rundfenster auf der gegenüberliegenden Westseite hinter der Orgel enthält ein Brustbild der Hl. Cäcilie, der Patronin der Musik. In den Fenstern des Langhauses ist auf der Nordseite der Hl. Ludger, erster Bischof von Münster, im Bischofsornat, auf der Südseite der Hl. Heinrich, Namenspatron der Kirche, in Ganzfigur mit Königskrone, Zepter und dem Modell einer Kirche dargestellt. Darüber hinaus ergänzen farbig gefasste Holzskulpturen den Kirchenraum: Beim Blick auf den Altar auf der linken Seite die Gottesmutter Maria mit Jesuskind und St. Theresia sowie auf der rechten Seite Jesus Christus (Heiligstes Herz Jesu) und der Hl. Aloysius. An der Westwand befindet sich eine Statue des Patrons Hl. Heinrich.

Der Bau der Kirche Ellenstedt vor einhundert Jahren hat den Ort bis heute wesentlich geprägt. Seit Generationen ist das Haus Gottes gemeinsam mit der angrenzenden St. Heinrich-Schule der Ortsmittelpunkt und sichtbares Zeichen einer lebendigen Glaubensgemeinschaft im Kirchdorf.

Verfasser: Alfred Kuhlmann, Ellenstedt

Quellennachweise
„Goldenstedt im Spiegel der Presse – 1835-1935“, Heinz Battermann, 2009;
„100 Jahre Katholische Pfarrkirche St. Gorgonius Goldenstedt“, Martin Knipper, Bernhard Brockmann, 2010;
„Goldenstedt – Heimatkunde einer südoldenburgischen Gemeinde“, Walter Schultze, 1965;
„Goldenstedt im 20. Jahrhundert“, Walter Schultze, Engelbert Hasenkamp, 2003;
„Kunst und Kultur im Landkreis Vechta“, Ruth Irmgard Dalinghaus, 2004.